Malen von Rost und Patina: So geht’s

Veröffentlicht von kreativ-kann-jeder.com am

Malen mit Rost und anderen Patinaeffekten, z.B. Grünspan ist ein Abenteuer, denn viele Ergebnisse entstehen aus Zufall. Das liegt daran, dass man hier künstlich und gewollt natürliche Prozesse wie das Oxidieren von Metallen provoziert. Das kann man eben nur bis zu einem gewissen Grad exakt planen. Der Reiz liegt also hier im Experimentieren.

Im Prinzip gibt es zwei Arten, Rost in sein Kunstwerk zu integrieren: entweder mit gemaltem Rost (also man bildet ihn nach) oder man lässt Metalle wirklich oxidieren. Ebenso ist es mit Grünspan, auch grüne Patina genannt.

Praxistipp: Auch wenn es schwerfällt, weil die Materialien wie Eisenpulver und Oxidationsmittel zum Teil sehr teuer sind: Ich empfehle, sich vorher mit den Materialien und deren Reaktion miteinander zu beschäftigen und Experimente auf kleineren Formaten oder Skizzenblocks durchzuführen, bevor man direkt auf dem Hauptwerk mit den Oxidationsprozessen startet.

Malgründe für das Malen mit Rost

Im Prinzip eignet sich für diese Technik fast jedes Material: von Papier über Leinwände zu Holzplatten und Malkarton. Natürlich sollte das Papier nicht zu dünn sein, wenn man dicke und schwere Rostschichten auftragen möchte, weil es reißen, knicken oder sich wellen könnte. Auch mit sehr flüssigen Lasuren sollte man eher kein Papier verwenden, weil dieses sich beim Kontakt mit Wasser ausdehnt und wellt oder darauf achten, dass es ein höheres Grammgewicht hat (weniger Wellenbildung).

Die Oxidation von Metallen Schritt für Schritt

Rost ist das Korrosionsergebnis, das aus Eisen oder Stahl durch Oxidation mit Sauerstoff und Wasser entsteht, Grünspan bildet sich durch die Korrosion von Kupfer oder Messing. Um künstlich Rost oder grüne Patina zu erzeugen, benötigt man also einen Eisen- oder Metallgrund und ein Oxidationsmittel, um den Alterungsprozess künstlich zu erzeugen und zu beschleunigen.

  1. Das Metall

Zuerst wird das Metall, was später rosten bzw. oxidieren soll, in das Kunstwerk integriert. Es wird also Metallgrundierung aufgetragen (z.B. Eisen-, Kupfer- oder Messingpulver, je nachdem welche Patina man haben möchte), Schlagmetall angebracht, Nägel aufgeklebt oder Drähte gespannt.

Die Metallgrundierungen sind flüssig oder in Pulverform erhältlich. Sie können also mit einem Pinsel, Spachtel oder einer Malerrolle aufgetragen oder eingestreut werden.

  1. Oxidationsmittel

Als Nächstes wird das Oxidationsmittel auf das Metall aufgetragen. Diese kann man in verschiedenen Dosierungen kaufen, je nachdem wie stark der Oxidationsprozess sein soll. Innerhalb kürzester Zeit verrostet dann das Metall.

Ob die Grundierung trocken sein muss, oder nicht, darüber scheiden sich die Meinungen und die Angaben der Hersteller. Ich habe schon den Ratschlag gehört, die Grundierung durchtrocknen zu lassen, als auch, sie müsse noch feucht sein, weil dadurch der Oxidationsprozess besser funktioniere. Ich habe beides ausprobiert, die Ergebnisse sind ein bisschen unterschiedlich. Ich würde euch auch empfehlen, die Effekte einfach vorher auszuprobieren.

Die Metallgrundierungen und das Oxidationsmittel sind sowohl einzeln als auch als Sets erhältlich.

Gemalter Rost

Es gibt viele verschiedene Arten, Rost zu malen. Mein favorisiertes Verfahren ist folgendes:

  1. Ich persönlich finde es reizvoll, das Papier vor dem Bemalen noch zu bearbeiten, also zu knicken, knautschen, zu zerreissen oder zu zerkratzen. So sieht es später aus, wie eine zerbeulte Eisenplatte.
  2. Auf das Papier wird eine Lasur aus Wasser und metallischen Farbpigmenten aufgetragen. Das erzeugt den Effekt, dass ein Metall gerostet ist, nicht einfach ein Blatt Papier.
  3. Dann überstreicht man das Ganze mit Acryltinten oder Airbrush-Farben in Siena oder Brasil-Braun.
  4. Wer möchte, kann noch weitere Effekte hinzufügen, z.B. Isopranol auf die Farben tropfen oder die Farben miteinander mischen.

Grüne Patina (Grünspan) und blaue Patina malen

  1. Mische grüne, blaue und weiße Acrylfarbe zusammen. Bei blauer Patina ist der Bauanteil größer, bei Grünspan der grüne. Welche Grün- und Blautöne sich eignen hängt vom Hersteller ab. Ich nehme meistens Primärblau und Chromoxidgrün von LUKAS.
  2. Die Farbe trage ich dann je nach gewünschtem Effekt tupfend mit einem Schwamm auf oder lasierend mit einem großen Borstenpinsel.

Patina durch Schleifen

Den Effekt von abgenutzten Eisen- oder Kupferplatten und auch generell von Abnutzungserscheinungen kann man durch Abschleifen der Farbe verstärken. Bei den Metallen geht das natürlich nicht, aber bei gemaltem Rost oder Grünspan oder auch generell bei trockenen Farbschichten oder Strukturpasten auf der Leinwand rubbelt man leicht mit Schleifpapier oder Topfreinigern, stellt Leinwand oder Papier senkrecht und klopft die abgeschliffenen Pigmente ab oder saugt sie vorsichtig ab. Wichtig ist, dass man sie so entfernt, dass abgeschliffenen Pigmente nicht den Rest der Arbeit verschmutzen. Wer eine besitzt, kann auch eine Schleifmaschine nutzen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, dass man nicht zu viel abschleift. Für diese Technik eignen sich natürlich stabilere Malgründe, wie Holzplatten und gut und straff bespannte Keilrahmen. Der Effekt lässt sich verstärken bzw. die Farben lösen sich besser ab, wenn man etwas Alkohol auf das Schleifpapier gibt. Allerdings muss man hier sehr vorsichtig sein, damit man die Farbe nicht komplett entfernt.

Praxistipp: Wenn auf einem mit Leinwand bespannten Keilrahmen geschliffen wird, kommt es häufig dazu, dass sich die Rahmenleisten, oder bei größeren Formaten das Mittelkreuz, abzeichnen. Das könnt ihr vermeiden, indem ihr ein Brett, Stoffbahnen oder Pappe in die Zwischenräume legt.

Das Wort “Patina” stammt übrigens aus dem Italienischen und bezeichnete ursprünglich die grünliche Schicht, die sich beim Oxidationsprozess von Kupfer bildet. Inzwischen nennt man “Patina” die Effekte, die durch künstlich hervorgerufene Alterungsprozesse entstehen bzw. die hier erzeugten Alterungsspuren.

Patina mit Schellack oder Antikwachs

Weitere Möglichkeiten, eurem Kunstwerk im Nachhinein einen antiken Eindruck zu verleihen ist das Betreichen bzw. Einarbeiten von Antikwachs oder Shellack. Beide verleihen dem Gemälde ein vergilbtes, gealtertes Aussehen.

Versiegelung

Ihr solltet alle eure Arbeiten nach der Fertigstellung versiegeln, aber bei der Arbeit mit Oxidationsprozessen ist das besonders wichtig, um weiteres ungewolltes Reagieren und Oxidieren zu verhindern und die Farben zu schützen. Hierfür eignet sich am besten ein Firniss mit UV-Filter.

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