So füllst du dein Skizzenbuch – 9 Tipps gegen Perfektionismus und Kreativ-Tiefs
Angst vor der leeren Seite, Perfektionismus, keine Ideen, falsches Buch, Schweinehund – was immer dich davon abhält, euer Skizzenbuch zu nutzen, du bist nicht allein. Mit vielen dieser Themen habe ich auch gekämpft, habe aber meine Strategien gefunden, regelmäßig kreativ zu sein und meine Skizzenbücher zu füllen. Gerne lasse ich dich daran teilhaben.
- Überwinde den Perfektionisten in deinem Kopf
Bitte vergegenwärtige dir noch mal: ein Skizzenbuch ist ein Arbeitsmittel, ein work in progress, eine Möglichkeit, neue Dinge auszuprobieren. Es ist keine Sammlung für fertige, perfekte Zeichnungen. Auch wenn uns das viele perfekt ausgeleuchtete Fotos von Skizzenbüchern auf Instagram vermitteln.
Auch mit diesem Gedanken im Hinterkopf, ist es völlig normal, Respekt vor den leeren Seiten zu haben. Davor, das Buch zu “versauen”. Der beste Tipp für den Anfang: oft und schnell skizzieren.
Übung: Wähle 5 Motive und versuche diese in jeweils 5 Minuten zu skizzieren. Perfektion ist hier schon aufgrund des Zeitmangels nicht möglich. So gewöhnst du dich an das Gefühl des schnellen Skizzierens und den Anblick dieser “halbfertigen” Darstellungen. Wiederhole die Übung mindestens einmal in der Woche und dein Perfektionismus wird sich wie von selbst verabschieden.
- Geringe Hürden
Starte klein und beginne mit einfachen Übungen und Motiven.
Übung: Zeichne oder male einen Würfel oder einen Ball in verschiedenen Farben, der von verschiedenen Seiten angestrahlt wird, mit verschiedenen Materialien oder verschiedenen Bleistift-Härten. So füllen sich deine ersten Seiten und du baust Vertrauen in deine Fähigkeiten auf.
- Das richtige Skizzenbuch
Was ebenfalls schnell frustrieren kann, ist das falsche Skizzenbuch. Durch Farbe welliges Papier oder ein für deine Motive ungeeignetes Format ersticken jeden kreativen Funken im Kern. Man findet vielen Kreativblogs die Empfehlung, mit mehreren Skizzenbüchern zu arbeiten. Für mich hat das nicht so gut funktioniert, weil ich dann immer schon am Anfang wissen muss, was ich genau machen möchte. Beispiel: wenn ich etwas skizziere und dann entscheide, dass die Skizze mit etwas Aquarellfarbe toll aussehen würde, ich aber den Blog mit dem dünneren Zeichenpapier gewählt habe.
Welches Material sich für euch eignet, hängt davon ab, was ihr machen möchtet. Ich arbeite gerne mit vielen verschiedenen Materialien und kombiniere diese auch gern. Dafür kann ich einen Mixed Media Blog mit schwerem Papier (mind. 200 g/m²) empfehlen.
Größe des Skizzenbuchs
Wer gerne zeichnet, dem empfehle ich ein kleines (DIN A5) bis mittleres Format (DIN A4). Man arbeitet hier mit zarten Linien und Details und so große Flächen zu füllen, kann einschüchternd oder ermüdend sein.
Bei der Malerei geht es eher im Flächen, hier eignet sich ein mittleres (DIN A4) bis größeres (DIN A3) Format.
Ich habe viele halb gefüllte Skizzenbücher herumliegen, mit denen ich immer mal wieder arbeite. Regelmäßig nutze ich diese:
Clairefontaine, Multi-Technique in A4 und A5, 40 Blatt, 250 g/m²
Zentangle Block, 12x12cm, 140 g/m², 80 Blatt
4. Neue Gewohnheiten
Du kannst dich nicht aufraffen, abends den Fernseher auszuschalten und noch 20 Minuten zu zeichnen oder zu malen? Schaffe feste Gewohnheiten, um deinen inneren Schweinehund zu überlisten, zum Beispiel: Immer samstags beim ersten Kaffee setze ich mich für mindestens 15 Minuten an mein Skizzenbuch.
Noch ein Tipp zum Überwinden den Schweinehundes: Wenn du den Platz hast, lass deine Zeichen- oder Malsachen liegen und räume sie nicht weg. Die Hürde, sich hinzusetzen und zumindest erst mal loszulegen, ist viel geringer, als wenn du erst wieder alles zusammen suchen musst.
5. Der letzte Gedanke ist der erste
Hemingway hörte angeblich nicht dann auf zu schreiben, wenn ihm an einem Tag nichts mehr einfiel, sondern wenn er mitten im Fluss war; wenn er genau wusste, womit er am nächsten Tag mit dem Schreiben starten würde. Wenn du ein tolles Motiv siehst oder eine Idee hast, notiere das in deinem Skizzenbuch, damit du gleich starten kannst und nicht erst nach Ideen suchen musst.
Mein Breakthrough: Ein Wlan-Drucker. Da ich viele der Ideen, die ich sehe, mit dem Smartphone fotografiere oder auf Pinterest-Pinnwänden sammle, drucke ich die direkt Bilder aus und lege sie in das Skizzenbuch. Die Hürde ist geringer, als wenn ich erst den Laptop hochfahren muss, den Drucker anschalten etc. Sobald ich dann das Skizzenbuch öffne, bin ich direkt umgeben von meinen Ideen und kann inspiriert starten.
Ich habe mich für einen günstigen Drucker inkl. Scanner entschieden und bisher bin ich sehr zufrieden:
HP DeskJet 4120e Multifunktionsdrucker (Drucker, Kopierer, Scanner, WLAN)
6. Challenge dich
Mir helfen bei kreativen Tiefs Challenges: jeden Tag 15 Min zeichnen, jeden Tag kreativ auf einer Seite aufarbeiten, jeden Tag ein Motiv aus den zahlreichen Pinterest Zeichen-Challenges zu Papier bringen, jeden Tag im Monat eine neue Technik oder ein neues Material ausprobieren… Die Auswahl ist unendlich, wichtig ist nur, dass die Challenge dich möglichst zwingt, gewohnte Pfade zu verlassen und kreativ zu sein.
Ein weiterer Vorteil: Wenn du etwas Neues probierst, ist dein Anspruch an dich wahrscheinlich nicht so hoch und du kannst dich freier und kreativer ausleben. Du zeichnest sonst Portraits mit Bleistift? Versuch dich doch morgen mal an einer abstrakten Landschafts-Collage.
7. Versautte-Seite-Notfall-Methode
Das Beste wäre natürlich, die Natur eines Skizzen-Buchs anzuerkennen und deinen Frieden damit zu machen, dass es ein Arbeits- und Übungsheft ist und in deinen Augen auch mal was frustrierend ungelungen ist. Wenn du die Skizze aber absolut nicht mehr sehen kannst und am liebsten das ganze Buch wegwerfen würdest (jupp, kenne ich auch), klebe einfach ein Blatt mit einer Arbeit darüber, die dir gefällt.
8. Gönn dir mal was
Schon mal erlebt, dass man mehr Lust auf Sport hat, wenn man sich neue schöne Sportsachen zugelegt hat? Ähnlich ist es für mich auch mit Künstlerbedarf. Klar, so ein ledergebundenes Skizzenbuch mit Büttenpapier kann auch einschüchternd wirken, aber gerade bei Stiften und Farben habe ich direkt Lust, sie zu benutzen, wenn sie irgendeinen coolen Effekt haben oder ich damit eine neue Technik ausprobieren kann. Wenn du also in einem kreativen Loch steckst, dreh eine Runde im Künstlerbedarf.
Als letztes habe ich so entdeckt bzw. wiederentdeckt:
Tempera Farben – supereasy zu handeln, günstig und perfekt für Malerei im Skizzenbuch
Metallic-Stifte und Perlmutt/Holographic-Pigmente (der Effekt hat mich einfach fasziniert)
Neon-Stifte (tolle Kontraste mit herkömmlichen Farben und auf schwarzem Papier)
9. Hab Spaß!
Bei allem üben, experimentieren und perfektionieren deiner Fähigkeiten – vergiss nicht, Spaß zu haben und den Prozess zu genießen. Schließlich nennen die meisten von uns das Malen und Zeichnen unser Hobby.